Einführung in das JoHari-Fenster
Das JoHari-Fenster ist ein bewährtes Modell der Psychologie, das 1955 von den amerikanischen Psychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt wurde. Es dient dazu, die Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung in zwischenmenschlichen Beziehungen zu analysieren. Durch dieses Modell können Sie erkennen, wie Sie auf andere wirken – und welche Aspekte Ihrer Persönlichkeit Ihnen selbst oder anderen noch unbekannt sind.
Das JoHari-Fenster ist besonders wertvoll für:
- Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung
- Verbesserung der Kommunikation
- Stärkung von Teamdynamiken
- Förderung einer offenen Feedback-Kultur
Inhaltsverzeichnis
Die vier Bereiche des JoHari-Fensters
Das Modell unterteilt die menschliche Selbstwahrnehmung in vier Quadranten, die sich durch Selbstoffenbarung und Feedback verändern lassen.
Öffentliche Person (Bereich A)
Dieser Bereich umfasst alle Verhaltensweisen, Eigenschaften und Gedanken, die sowohl Ihnen selbst als auch anderen bekannt sind. Hier agieren Sie transparent und authentisch.
- Vorteile: Sie können Ihre Wirkung auf andere gut einschätzen, was Sicherheit gibt.
- Entwicklung: Bei neuen Bekanntschaften ist dieser Bereich klein, wächst aber durch Austausch und Vertrauen.
- Beispiel: Ihre Kollegen wissen, dass Sie strukturiert arbeiten, und Sie selbst sind sich dieser Stärke bewusst.
Mein Geheimnis (Bereich B)
Hier liegen Dinge, die nur Sie selbst kennen, aber vor anderen verbergen – sei es aus Scham, Unsicherheit oder strategischen Gründen.
- Mögliche Gründe: Angst vor Ablehnung, Schutz der Privatsphäre oder Vermeidung von Konflikten.
- Chance: Durch gezielte Selbstoffenbarung können Sie Sympathien wecken und Gemeinsamkeiten entdecken.
- Beispiel: Sie erzählen erstmals im Team von Ihrer Leidenschaft für Musik – und finden überraschend Gleichgesinnte.
Blinder Fleck (Bereich C)
Dieser Bereich beschreibt Verhaltensweisen, die andere an Ihnen wahrnehmen, Ihnen selbst aber unbekannt sind.
- Problem: Unbewusste Gewohnheiten (z. B. häufiges Unterbrechen) können Beziehungen belasten.
- Lösung: Konstruktives Feedback hilft, diesen Bereich zu verkleinern.
- Beispiel: Ein Kollege weist Sie darauf hin, dass Sie in Meetings oft vorschnell urteilen – eine wichtige Erkenntnis für Ihre Weiterentwicklung.
Unbewusster Bereich (Bereich D)
Hier verbergen sich unentdeckte Potenziale, Ängste oder Verhaltensmuster, die weder Ihnen noch anderen bewusst sind.
- Besonderheit: In Krisen oder neuen Situationen können ungeahnte Fähigkeiten zutage treten.
- Beispiel: In einer Stresssituation entdecken Sie plötzlich Führungsqualitäten, die Sie sich nie zugetraut hätten.
Wie Sie das JoHari-Fenster für sich nutzen
Selbstoffenbarung: Bereich B verkleinern
Indem Sie gezielt Informationen über sich preisgeben, stärken Sie Vertrauen und Authentizität.
- Tipp: Beginnen Sie mit kleinen Offenbarungen und testen Sie die Reaktionen.
- Effekt: Ihre „Öffentliche Person“ (Bereich A) wächst, was Sicherheit und Verbundenheit fördert.
Feedback einholen: Bereich C verkleinern
Konstruktives Feedback ist der Schlüssel, um blinde Flecken aufzudecken.
- Regel: Bitten Sie gezielt um Rückmeldung (z. B.: „Wie wirke ich in Präsentationen?“).
- Wirkung: Sie gewinnen an Selbstbewusstsein und verbessern Ihre sozialen Kompetenzen.
Feedback-Regeln für eine wertschätzende Kommunikation
Für Feedback-Geber
- Konkret und zeitnah bleiben – beziehen Sie sich auf beobachtbares Verhalten.
- Verwenden Sie Ich-Botschaften („Mir ist aufgefallen…“) statt Vorwürfe.
- Starten Sie positiv – ein Lob öffnet den Raum für Kritik.
- Keine Verallgemeinerungen („Immer machst du…“) – bleiben Sie sachlich.
- Formulieren Sie einen Wunsch, z. B.: „Könntest du beim nächsten Mal…?“
Für Feedback-Empfänger
- Aktiv zuhören, ohne sofort zu reagieren.
- Nicht rechtfertigen – Feedback ist ein Geschenk, kein Angriff.
- Nachfragen, um Missverständnisse zu klären („Meinst du, dass ich…?“).
- Dankbarkeit zeigen – auch wenn die Rückmeldung unerwartet kommt.
Fazit: Mehr Bewusstsein, bessere Beziehungen
Das JoHari-Fenster ist ein kraftvolles Werkzeug, um Selbst- und Fremdbild in Einklang zu bringen. Durch Offenheit und Feedback können Sie:
- Ihre Stärken klarer erkennen,
- Schwächen konstruktiv angehen,
- tiefere zwischenmenschliche Verbindungen aufbauen.
Nutzen Sie dieses Modell, um sich selbst besser zu verstehen – und gleichzeitig empathischer mit anderen umzugehen.
Weiterführende Modelle zur Vertiefung
- Dissonanztheorie (kognitive Dissonanz reduzieren)
- Attributionstheorie (Ursachenzuschreibungen von Verhalten)
- Opfer-Gestalter-Modell (Verantwortung im Handeln übernehmen)
Quellen:
- Luft, J. & Ingham, H. (1955). The Johari Window: A Graphic Model for Interpersonal Relations.
- Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden: Störungen und Klärungen.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem JoHari-Fenster gemacht? Teilen Sie Ihre Erkenntnisse in den Kommentaren!
Dieser Artikel ist eine leicht veränderte Version eines Blogartikels, welcher zuerst auf meinem anderen Blog „Coaching mit Pferden Harz“ unter www.coaching-mit-pferden-harz.de/johari-fenster veröffentlicht wurde.
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