Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen – ob im Beruf, im Privatleben oder in gesellschaftlichen Krisensituationen. Doch während viele Menschen Stress als unvermeidbaren Begleiter des modernen Lebens betrachten, zeigt das transaktionale Stressmodell nach Lazarus, dass unsere subjektive Bewertung entscheidend ist. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1972 hat das Stressmodell nach Lazarus die psychologische Forschung nachhaltig geprägt. Es erklärt nicht nur, wie Stress entsteht, sondern auch, wie wir ihn durch gezielte Bewältigungsstrategien (Coping) reduzieren können.
In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Einblick in die Grundlagen, Anwendung und Kritik des Stressmodells nach Lazarus. Zudem erfahren Sie, wie Sie die Erkenntnisse im Alltag nutzen können – inklusive eines wissenschaftlich fundierten Selbsttests.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Stress? Eine psychologische Definition
Bevor wir uns dem Stressmodell nach Lazarus widmen, lohnt sich ein Blick auf den Begriff „Stress“ selbst. In der Psychologie wird Stress als körperliche und psychische Reaktion auf eine als herausfordernd oder bedrohlich wahrgenommene Situation definiert. Entscheidend ist dabei:
- Stress ist nicht per se negativ (Eustress vs. Distress).
- Individuelle Unterschiede spielen eine große Rolle – was den einen stresst, kann den anderen motivieren.
- Chronischer Stress kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen.
Lazarus geht jedoch noch einen Schritt weiter: In seinem Stressmodell nach Lazarus betont, dass nicht die äußeren Umstände, sondern unsere kognitive Bewertung den Ausschlag gibt.
Das transaktionale Stressmodell: Eine detaillierte Betrachtung
Das Stressmodell nach Lazarus und seiner Kollegin Susan Folkman (1984) basiert auf der Annahme, dass Stress durch einen dynamischen Wechselwirkungsprozess zwischen Person und Umwelt entsteht. Dieser Prozess läuft in drei zentralen Phasen ab:
Primäre Bewertung: Ist die Situation bedrohlich?
Hier analysiert das Individuum, ob ein Reiz:
- Irrelevant ist (keine Bedeutung für mich).
- Positiv/Herausfordernd ist (z. B. eine Beförderung).
- Stressrelevant ist (z. B. eine Deadline).
Erst wenn eine Situation als stressrelevant eingestuft wird, löst sie eine Stressreaktion aus.
Sekundäre Bewertung: Kann ich die Situation bewältigen?
Nun werden die eigenen Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten geprüft:
- Verfüge ich über genug Zeit, Wissen oder soziale Unterstützung?
- Habe ich bereits ähnliche Herausforderungen gemeistert?
Je nachdem, wie diese Bewertung ausfällt, entsteht ein Gefühl von Kontrollierbarkeit oder Hilflosigkeit.
Neubewertung: Der fortlaufende Anpassungsprozess
Stress ist kein statischer Zustand. Durch neue Informationen oder veränderte Umstände kann sich die Bewertung einer Situation mehrmals verschieben. Beispiel: Ein anfangs überwältigendes Projekt wird nach einer Teambesprechung als machbar eingeschätzt.
Praktische Anwendung: Wie Sie das Modell im Alltag nutzen
Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus ist nicht nur theoretisch spannend – es bietet auch konkrete Ansätze für das Stressmanagement:
1. Bewusstmachen der Bewertungsmuster
Fragen Sie sich in stressigen Momenten:
- „Warum empfinde ich diese Situation als bedrohlich?“
- „Überschätze ich die Gefahr oder unterschätze ich meine Fähigkeiten?“
2. Ressourcen aktivieren
- Bauen Sie soziale Netzwerke auf (Unterstützung durch Kollegen/Freunde).
- Nutzen Sie Problemlösestrategien (z. B. Zeitmanagement).
- Entwickeln Sie Emotionsregulationsstrategien (z. B. Achtsamkeit).
3. Neubewertung trainieren
Techniken wie kognitive Umstrukturierung (aus der kognitiven Verhaltenstherapie) helfen, stressverschärfende Gedanken zu korrigieren.
Kritik und Grenzen des Modells
Obwohl das Stressmodell nach Lazarus breite Anerkennung genießt, gibt es auch Kritikpunkte:
- Emotionale Faktoren werden unterbewertet (z. B. unbewusste Ängste).
- Die biologische Komponente von Stress (z. B. Hormonausschüttung) wird kaum berücksichtigt.
- Manche Bewertungsprozesse laufen automatisch und unbewusst ab.
Trotzdem bleibt das Modell ein Grundpfeiler der modernen Stressforschung.
Fazit: Vom Verständnis zur Bewältigung
Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus verdeutlicht: Stress beginnt im Kopf. Indem wir lernen, unsere Bewertungsmuster zu hinterfragen und gezielt Bewältigungsstrategien einzusetzen, können wir belastende Situationen besser meistern.
Möchten Sie wissen, welche Stressoren bei Ihnen am stärksten wirken? Unser Selbsttest gibt Ihnen Klarheit – und zeigt Ihnen den Weg zu mehr Gelassenheit.
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine professionelle psychologische Beratung. Bei chronischem Stress oder Überlastungssymptomen empfehlen wir den Kontakt zu einem Facharzt oder Psychotherapeuten.
Quellen:
- Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, Appraisal, and Coping. Springer.
- Schwarzer, R. (2002). Stressbezogene Selbstregulationskompetenzen. Hogrefe.
- Kaluza, G. (2018). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Springer.
Dieser Artikel erschien zuerst in leicht geänderter Form auf meinem anderen Blog „Coaching mit Pferden Harz“ unter www.coaching-mit-pferden-harz.de/stressmodell-nach-lazarus.
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Stress, Appraisal, and Coping
von Richard S. Lazarus und Susan Folkman
Here is a monumental work that continues in the tradition pioneered by co-author Richard Lazarus in his classic book „Psychological Stress and the Coping Process“. Dr. Lazarus and his collaborator, Dr. Susan Folkman, present here a detailed theory of psychological stress, building on the concepts of cognitive appraisal and coping which have become major themes of theory and investigation.
As an integrative theoretical analysis, this volume pulls together two decades of research and thought on issues in behavioral medicine, emotion, stress management, treatment, and life span development. A selective review of the most pertinent literature is included in each chapter. The total reference listing for the book extends to 60 pages.
This work is necessarily multidisciplinary, reflecting the many dimensions of stress-related problems and their situation within a complex social context. While the emphasis is on psychological aspects of stress, the book is oriented towards professionals in various disciplines, as well as advanced students and educated laypersons. The intended audience ranges from psychiatrists, clinical psychologists, nurses, and social workers to sociologists, anthropologists, medical researchers, and physiologists.
Das transaktionale Stressmodell
von Richard Lazarus von Tobias Knecht
Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Psychologie – Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Der Ausspruch ist den meisten Menschen in dieser oder einer ähnlichen Form weitgehend bekannt und findet in einer aufgeklärten Gesellschaft wohl ohne große Widerworte Akzeptanz.
Das subjektive Empfinden von Schönheit oder Hässlichkeit ist ebenso unumstritten wie der subjektive Ansatz in der gegenwärtigen psychologischen Wissenschaft im Problembereich der Stressforschung. Stress wird von jeder Person unterschiedlich wahrgenommen, weshalb jeder Mensch anders auf Stress reagiert und diesen zu bewältigen versucht.
Dieser hervorgebrachte Ansatz mag in seiner oberflächlichen Formulierung und nach dem heutigen Erkenntnisstand der Psychologie trivial erscheinen, wurde jedoch nicht seit jeher vertreten.
Der Pionier auf dem Feld der psychologischen Stressforschung, der sich erstmalig auf das Individuum konzentrierte, war Richard Stanley Lazarus. Das von ihm entwickelte „transaktionale Stressmodell“ revolutionierte die Forschung der Stresssituationen und leitete die so genannte kognitive Wende ein.
Der Essay wird zunächst einen biografischen Abriss über den Psychologen offerieren, um anschließend auf das von ihm entwickelte Stressmodell nach Lazarus Bezug nehmen zu können.
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