Einführung: Was sind innere Antreiber und warum sind sie relevant?
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Sie im Alltag antreibt? Warum Sie bestimmte Verhaltensmuster zeigen, die Ihnen möglicherweise sogar Stress bereiten? Innere Antreiber sind tief verankerte Motive und Glaubenssätze, die unser Denken und Handeln maßgeblich beeinflussen. Sie bringen uns dazu, Höchstleistungen zu erbringen, können aber auch zur Belastung werden – insbesondere dann, wenn sie zu stark ausgeprägt sind.
In diesem ausführlichen Artikel erfahren Sie, welche fünf inneren Antreiber es gibt, wie sie sich auf Ihr Leben auswirken und warum sie zu Stressfaktoren werden können. Zudem erhalten Sie wertvolle Einblicke, wie Sie diese Antreiber besser verstehen und ausbalancieren können.
Inhaltsverzeichnis
Innere Antreiber: Unsichtbare Motivatoren mit Schattenseiten
Innere Antreiber sind psychologische Mechanismen, die uns zu bestimmten Verhaltensweisen drängen. Sie entstehen oft in der Kindheit durch prägende Erfahrungen, Erziehungsmuster oder wiederholte Botschaften von Eltern, Lehrern oder anderen Bezugspersonen.
Wie Glaubenssätze unser Handeln steuern
Glaubenssätze wie „Sei perfekt!“ oder „Beeil dich!“ wirken oft unbewusst und können sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Der Psychologe Gert Kaluza bezeichnet sie in seinem Stressampel-Modell als „persönliche Stressverstärker“ (vgl. Kaluza, 2018, S. 16).
Wann werden Antreiber zum Problem?
Solange innere Antreiber uns motivieren, ohne unser Wohlbefinden zu beeinträchtigen, sind sie hilfreich. Problematisch wird es, wenn sie:
- übertrieben stark ausgeprägt sind,
- zu perfektionistischem Verhalten führen,
- ständigen Druck erzeugen,
- oder dazu führen, dass wir eigene Bedürfnisse ignorieren.
Dann wandeln sie sich von Motivatoren zu inneren Stressoren – also Faktoren, die chronischen Stress begünstigen.
Selbsttest: Welche inneren Antreiber prägen Sie?
Bevor wir uns die fünf zentralen inneren Antreiber genauer ansehen, lohnt es sich, zu reflektieren, welche dieser Antreiber bei Ihnen besonders ausgeprägt sind.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Können Sie schwer „Nein“ sagen?
- Müssen Sie alles perfekt erledigen?
- Fällt es Ihnen schwer, um Hilfe zu bitten?
- Sind Sie oft ungeduldig oder hetzen von einer Aufgabe zur nächsten?
Falls Sie eine vertiefte Analyse wünschen, können Sie unseren wissenschaftlich fundierten Antreiber-Test (nach Rolf Rüttinger) nutzen, um Ihre persönlichen Stressverstärker zu identifizieren.
Nach der Durchführung des Tests können Sie Ihre Ergebnisse mit unserer ausführlichen Auswertung vergleichen.
Die 5 inneren Antreiber im Detail
1. „Sei perfekt!“ – Der Perfektionist
Glaubenssatz: „Ich muss es noch besser machen – ich bin nicht gut genug!“
Charakteristika:
Menschen mit diesem Antreiber streben nach makellosen Ergebnissen, oft ohne Rücksicht auf Zeit oder Aufwand. Sie fürchten Fehler und interpretieren sie als persönliches Versagen.
Stärken:
✔ Gründlichkeit & Präzision
✔ Hohe Zuverlässigkeit
✔ Strukturiertes Denken
✔ Ausdauer bei komplexen Aufgaben
Schwächen:
❌ Übertriebene Selbstkritik
❌ Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren
❌ Angst vor Fehlern blockiert Entscheidungen
❌ Neigung zu Überarbeitung
Tipps zum Ausgleich:
- Lernen Sie, „gut genug“ zu akzeptieren.
- Fragen Sie sich: „Muss das wirklich perfekt sein, oder reicht eine solide Lösung?“
- Üben Sie, Fehler als Lernchance zu sehen.
2. „Beeil dich!“ – Der Getriebene
Glaubenssatz: „Ich muss schnell sein, sonst verpasse ich etwas!“
Charakteristika:
Diese Menschen sind ständig in Eile, neigen zu Multitasking und fühlen sich unwohl, wenn sie langsamer arbeiten.
Stärken:
✔ Dynamik & Tatendrang
✔ Schnelle Auffassungsgabe
✔ Flexibilität in unvorhergesehenen Situationen
Schwächen:
❌ Oberflächlichkeit durch Hetze
❌ Erhöhte Fehlerquote
❌ Chronisches Gefühl von Zeitnot
Tipps zum Ausgleich:
- Planen Sie bewusst Pausen ein.
- Üben Sie monotaskendes Arbeiten (eine Sache nach der anderen).
- Hinterfragen Sie: „Muss das jetzt sofort erledigt werden?“
3. „Streng dich an!“ – Der Leistungsorientierte
Glaubenssatz: „Nur wer sich anstrengt, ist wertvoll!“
Charakteristika:
Diese Menschen glauben, dass nur harte Arbeit zählt. Sie wählen oft den schwierigsten Weg und vergleichen sich ständig mit anderen.
Stärken:
✔ Hohe Einsatzbereitschaft
✔ Ausdauer auch in Krisen
✔ Verantwortungsbewusstsein
Schwächen:
❌ Selbstausbeutung durch Überengagement
❌ Schwierigkeiten, Hilfe anzunehmen
❌ Neigung zum Jammern über Belastung
Tipps zum Ausgleich:
- Erlauben Sie sich, auch mal leichtere Wege zu gehen.
- Fragen Sie: „Kann ich diese Aufgabe vereinfachen?“
- Lernen Sie, Unvollkommenheit zu akzeptieren.
4. „Sei gefällig!“ – Der Harmoniesuchende
Glaubenssatz: „Ich muss es allen recht machen!“
Charakteristika:
Diese Menschen stellen fremde Bedürfnisse über ihre eigenen und haben Angst vor Ablehnung.
Stärken:
✔ Empathie & Teamfähigkeit
✔ Konfliktvermeidung
✔ Hohe soziale Intelligenz
Schwächen:
❌ Vernachlässigung eigener Ziele
❌ Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen
❌ Erschöpfung durch dauernde Anpassung
Tipps zum Ausgleich:
- Üben Sie, Grenzen zu setzen.
- Fragen Sie sich: „Was will ICH eigentlich?“
- Starten Sie mit kleinen „Nein“-Experimenten.
5. „Sei stark!“ – Der Unerschütterliche
Glaubenssatz: „Schwäche zeigen? Auf keinen Fall!“
Charakteristika:
Diese Menschen verbergen Unsicherheiten und bitten selten um Hilfe.
Stärken:
✔ Belastbarkeit in Krisen
✔ Entscheidungsfreude
✔ Durchsetzungsvermögen
Schwächen:
❌ Gefahr der emotionalen Isolation
❌ Vernachlässigung eigener Grenzen
❌ Schwierigkeiten, Feedback anzunehmen
Tipps zum Ausgleich:
- Erlauben Sie sich, auch mal verletzlich zu sein.
- Fragen Sie: „Wem könnte ich mich anvertrauen?“
- Lernen Sie, Hilfe als Stärke zu sehen.
Fazit: Wie Sie innere Antreiber in Balance bringen
Innere Antreiber sind weder gut noch schlecht – entscheidend ist, wie stark sie ausgeprägt sind. Wenn Sie Ihre persönlichen Stressverstärker erkennen, können Sie bewusster mit ihnen umgehen.
Drei Schritte zur besseren Selbstregulation:
- Bewusstmachung: Welche Antreiber dominieren bei Ihnen?
- Reflexion: Wo helfen sie Ihnen, und wo behindern sie Sie?
- Anpassung: Wie können Sie sie ausbalancieren?
Falls Sie mehr über Stressbewältigung erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Beiträge zum:
- [Stressampel-Modell nach Kaluza]
- [Riemann-Thomann-Modell für Konflikte]
- [Bedürfnispyramide nach Maslow]
Dieser Artikel soll Ihnen helfen, Ihre inneren Antreiber besser zu verstehen und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Motivation und Selbstfürsorge zu finden. Wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung bei der Stressbewältigung benötigen, zögern Sie nicht, sich an uns zu wenden.
Quellen:
Kaluza, G. (2018). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Springer.
Dieser Artikel erschien zuerst in leicht geänderter Form auf meinem anderen Blog „Coaching mit Pferden Harz“ unter www.coaching-mit-pferden-harz.de/innere-antreiber.
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