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In einer Zeit des permanenten Wandels und steigender Anforderungen wird die bewusste Gestaltung der eigenen Persönlichkeit zu einer zentralen Aufgabe des modernen Menschen. Persönlichkeitsentwicklung ist weit mehr als ein Trend der Selbstoptimierung – sie ist ein wissenschaftlich fundierter Prozess, der es Ihnen ermöglicht, Ihr volles Potenzial zu entfalten und ein authentisches, erfülltes Leben zu führen. Die moderne Forschung zeigt eindrucksvoll auf, dass Persönlichkeit keineswegs unveränderlich ist, sondern sich ein Leben lang entwickeln kann – vorausgesetzt, Sie ergreifen bewusst die Initiative.

Die Wissenschaft der Persönlichkeitspsychologie hat in den letzten Jahrzehnten revolutionäre Erkenntnisse hervorgebracht, die unser Verständnis davon, wer wir sind und wer wir werden können, grundlegend verändert haben. Diese Erkenntnisse bilden das Fundament für eine evidenzbasierte Herangehensweise an die persönliche Entwicklung, die weit über oberflächliche Ratschläge hinausgeht.

Die wissenschaftlichen Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung

Persönlichkeitsentwicklung bezeichnet die Veränderung der Persönlichkeit eines Menschen über die gesamte Lebensspanne. Dabei beeinflussen sowohl genetische Faktoren als auch die Lebenswelt diese Entwicklung in einer komplexen, wechselseitigen Beziehung. In der Wissenschaft wird davon ausgegangen, dass die Persönlichkeit im Laufe des Lebens von Veränderung und Kontinuität gekennzeichnet ist.[1]

Die modernen Forschungsansätze der Persönlichkeitspsychologie beschäftigen sich mit der Erfassung, der Entwicklung und den Konsequenzen individueller Unterschiede im Denken, Fühlen und Verhalten. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung der Entwicklung der Persönlichkeit im Erwachsenenalter.[2]

Das Forschungsinstitut für Persönlichkeitsentwicklung an der Universität Hamburg konzentriert sich auf die Schnittstelle zwischen Persönlichkeitsentwicklung und der Entwicklung sozialer Beziehungen von der Adoleszenz bis zum späten Erwachsenenalter. Die Forschung verfolgt drei Hauptschwerpunkte: Persönlichkeitsentwicklung in Bildungskontexten, Persönlichkeit und soziale Beziehungstransaktionen sowie Korrelate und Konsequenzen von Persönlichkeitsentwicklung über die gesamte Lebensspanne.[3]

Das Konzept der Persönlichkeit in der modernen Psychologie

Unter der Persönlichkeit eines Menschen wird die Gesamtheit seiner Persönlichkeitseigenschaften verstanden: die individuellen Besonderheiten in der körperlichen Erscheinung und in Regelmäßigkeiten des Verhaltens und Erlebens. Persönlichkeit ist die nichtpathologische Individualität eines Menschen in körperlicher Erscheinung, Verhalten und Erleben im Vergleich zu einer Referenzpopulation von Menschen gleichen Alters und gleicher Kultur.[4]

Die Persönlichkeitspsychologie als empirische Wissenschaft von den individuellen Besonderheiten von Menschen in körperlicher Erscheinung, Verhalten und Erleben bietet verschiedene theoretische Rahmenmodelle zur Beschreibung und Erklärung von Persönlichkeitsunterschieden. Dabei ist zwischen strukturellen und prozesshaften Ansätzen zu unterscheiden.[5][4]

Ein wichtiger Forschungsfokus liegt darauf, soziale, kognitive und emotionale Prozesse zu identifizieren, welche für die Entstehung, Veränderung und Konsolidierung von Persönlichkeitseigenschaften verantwortlich sind. Aktuelle Studien konnten beispielsweise zeigen, dass das Selbstwertgefühl zu einem großen Teil von Unterschieden in der Qualität und Interaktionshäufigkeit von Freundschaftsbeziehungen abhängt.[5]

Die Big Five: Das etablierte Modell der Persönlichkeitsforschung

Das wissenschaftlich am besten validierte Modell zur Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden sind die sogenannten „Big Five“ oder das OCEAN-Modell. Dieses Modell beschreibt fünf grundlegende Dimensionen der Persönlichkeit:[6]

Offenheit für Erfahrungen (Openness): Wie aufgeschlossen sind Sie für neue Erfahrungen und Ideen? Diese Dimension umfasst Kreativität, Neugier, intellektuelle Interessen und die Bereitschaft, etablierte Normen und Werte zu hinterfragen.[6]

Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness): Wie zuverlässig, ordentlich und diszipliniert sind Sie? Gewissenhafte Menschen sind organisiert, pflichtbewusst, selbstdiszipliniert und streben nach Leistung.[6]

Extraversion: Wie gesellig, begeisterungsfähig sind Sie und stehen Sie gerne im Mittelpunkt? Extravertierte Menschen sind kontaktfreudig, durchsetzungsfähig, aktiv und suchen Stimulation.[6]

Verträglichkeit (Agreeableness): Wie rücksichtsvoll, harmoniebetont und empathiefähig sind Sie? Diese Dimension beschreibt die Bereitschaft zu Kooperation, Vertrauen und Hilfsbereitschaft.[6]

Emotionale Stabilität (Neuroticism): Wie ängstlich, persönlich verletzlich sind Sie und wie schnell sind Sie gestresst? Emotional stabile Menschen zeigen weniger negative Emotionen und bewältigen Stress besser.[6]

Langzeitstudien zeigen, dass viele Erwachsene im mittleren und höheren Alter verträglicher und emotional stabiler werden. Besonders während des berufstätigen Alters steigt auch die Gewissenhaftigkeit – Menschen übernehmen mehr Verantwortung und halten Termine besser ein.[6]

Neurobiologische und genetische Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung

Aktuelle Forschungen der Universität Bremen haben gezeigt, dass Persönlichkeitsunterschiede zwischen Menschen einer Familie viel stärker von den Genen abhängen als bisher angenommen. Die SPeADy-Studie (Study of Personality Architecture and Dynamics) konnte belegen, dass die Familienähnlichkeit in Persönlichkeitsausprägungen innerhalb und zwischen Generationen nahezu ausschließlich von den geteilten Genen abhängt.[7]

Professor Christian Kandler von der Universität Bremen erklärt: „Ob man nun eher ehrlich und bescheiden oder unehrlich und maßlos, emotional labil oder stabil, extravertiert oder introvertiert, hilfsbereit oder ichbezogen, zuverlässig oder nachlässig, offen oder intolerant ist, das hängt weniger von gemeinsamen Erfahrungen ab, als bisher angenommen“.[7]

Diese Befunde bedeuten jedoch nicht, dass die Familienumwelt keinen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit hat. Die Ergebnisse sprechen lediglich dafür, dass die Familienumwelt nicht zur Ähnlichkeit von Geschwistern beiträgt. Zum einen kann es sein, dass eine von Geschwistern objektiv geteilte Familienumwelt subjektiv unterschiedlich erlebt werden kann. Zum anderen ist es denkbar, dass der elterliche Einfluss auf die Kinder untrennbar mit deren genetischen Anlagen verbunden ist.[7]

Persönlichkeitsentwicklung als lebenslanger Prozess

Die moderne Entwicklungspsychologie zeigt eindeutig auf, dass Persönlichkeitsentwicklung keineswegs mit dem Erwachsenenalter abgeschlossen ist. Die Forschung zur Persönlichkeitsentwicklung im Übergang zum mittleren Erwachsenenalter der Universität Jena dokumentiert mit einer repräsentativen Langzeitstudie einen 15-Jahreslängsschnitt, der das gesamte junge und den Übergang ins mittlere Erwachsenenalter abdeckt.[8]

Die bisherigen Ergebnisse belegen die starke Bedeutung der Persönlichkeit für die Wahl einer Lebensform und die Entwicklung sozialer Beziehungen, besonders Partnerschaften. Es konnte jedoch auch gezeigt werden, dass Reifungsprozesse der Persönlichkeit durch den Übergang zur ersten partnerschaftlichen Beziehung moderiert werden.[8]

Im Vordergrund der aktuellen Forschung stehen die Bedingungen und Konsequenzen von Transitionen und Lebenserfahrungen in Partnerschaft, Familie und Beruf. Im Partnerschaftsbereich sind dies Stabilität, Trennung und Wechsel, im Familienkontext die Herausforderung der Sandwich-Position (Erziehung heranwachsender Kinder und Fürsorge für die Eltern), im Berufsbereich Mobilität sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.[8]

Gezielte Persönlichkeitsentwicklung: Moderne Interventionsansätze

Die Frage, wie die eigene Persönlichkeit gezielt verändert werden kann, ist von großem gesellschaftlichem Interesse und zieht zunehmend die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf sich. Die Forschung zu gezielter Persönlichkeitsentwicklung steckt jedoch noch in den Kinderschuhen.[9]

Das DFG-Netzwerk „Gezielte Persönlichkeitsentwicklung“ an der Health and Medical University Potsdam arbeitet daran, diese Forschungslücken zu schließen. Obwohl aktuelle Studien gezeigt haben, dass Interventionen kurzfristige Persönlichkeitsveränderungen in Richtung spezifischer Veränderungsziele effektiv fördern können (beispielsweise gewissenhafter zu werden), bleiben wichtige Forschungsfragen ungelöst.[9]

Zentrale Fragen sind: Wie lange dauern solche Veränderungen an, übersetzen sie sich in dauerhafte Eigenschaftsveränderungen im Laufe der Zeit, und fördern sie wünschenswerte Ergebnisse in verschiedenen Lebensbereichen (wie verbesserte Gesundheit, erfüllendere soziale Beziehungen oder höhere Leistung in Schule oder Beruf)?[9]

Persönlichkeitsentwicklung und beruflicher Erfolg

Eine aktuelle Studie der Universität Mannheim zeigt eindrucksvoll auf, dass Persönlichkeit und Berufswahl eng miteinander verknüpft sind – und dass sich diese Beziehung über die Zeit verstärkt. Die Forschenden untersuchten auf Basis von Langzeitdaten aus dem Sozio-Ökonomischen Panel, wie sich Persönlichkeitsmerkmale und Berufswahl gegenseitig beeinflussen.[10]

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass Menschen mit ähnlichen Persönlichkeitsmerkmalen häufig ähnliche Berufe wählen. Die Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale ähneln sich innerhalb von Berufsgruppen stärker als zwischen den Berufsgruppen. Je länger eine Person in einem Beruf tätig ist, desto mehr nähern sich ihre Persönlichkeitsmerkmale im Laufe der Zeit denen ihrer Kolleginnen und Kollegen an.[10]

Dr. Claudia Rossetti, Erstautorin der Studie, erklärt: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Berufe nicht nur nach Fähigkeiten oder Interessen gewählt werden, sondern auch danach, ob die eigene Persönlichkeitsstruktur zu dem typischen Profil des Berufs passt“.[10]

Persönlichkeitsentwicklung in verschiedenen Lebensphasen

Adoleszenz und junges Erwachsenenalter
In der Adoleszenz besteht eine zentrale Entwicklungsaufgabe darin, unabhängiger von den Eltern zu werden und gleichzeitig neue soziale Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen. Die Forschung zeigt, dass soziale Beziehungen und die zugrundeliegenden Prozesse sozialer Interaktionen durch individuelle Merkmale wie die Persönlichkeit geprägt werden.[3]

Mittleres Erwachsenenalter
Die lebenslange Anpassung an neue Kontexte, Menschen und gesellschaftliche Erwartungen stellt eine ständige Herausforderung für die Entwicklung sozio-emotionaler Merkmale über die gesamte Lebensspanne dar. Unterschiedliche Entwicklungsverläufe von Selbstwertgefühl und Persönlichkeit stehen dabei im Mittelpunkt der aktuellen Forschung.[3]

Höheres Erwachsenenalter
Selbst Hochbetagte sind zu erstaunlichen Entwicklungen fähig. Die Persönlichkeitsforscherin Eva Asselmann von der Potsdamer Health and Medical University betont: „Wir verändern uns ein Leben lang“. Besonders auffällig sind die Veränderungen in jungen Jahren, doch auch im höheren Alter sind bedeutsame Persönlichkeitsveränderungen möglich.[6]

Bindungstheorie und Persönlichkeitsentwicklung

Die Bindungstheorie spielt eine zentrale Rolle im Verständnis der Persönlichkeitsentwicklung. Frühe Bindungserfahrungen prägen nicht nur die emotionale Entwicklung, sondern haben auch langfristige Auswirkungen auf die Persönlichkeitsstruktur. Die Forschung zeigt, dass Persönlichkeitstypen sich in Bezug auf Entwicklungsverläufe von Schüchternheit und Aggressivität unterscheiden, wobei diese Unterschiede zum Teil durch die Übernahme sozialer Rollen erklärbar sind.[5]

Dynamisch-interaktionistische Ansätze

Neben der Beschreibung von universellen Entwicklungstendenzen ist es zunehmend wichtig, individuelle Unterschiede in altersgebundenen Persönlichkeitsveränderungen zu beschreiben und zu erklären. Die moderne Forschung verfolgt dynamisch-interaktionistische Ansätze der Lebensspannenentwicklung, die sowohl biologische als auch umweltbedingte Faktoren berücksichtigen.[5]

Persönlichkeitsentwicklung als Bildungsauftrag

Im Rahmen eines ganzheitlichen Begriffes von Bildung spielt Persönlichkeitsentwicklung im gesamten Bildungssystem über die individuelle Bildungsbiografie hinweg eine zentrale Rolle. Sie betrifft alle Bildungsformen und findet in Institutionen formaler Bildung statt, entwickelt sich oft aber auch in non-formalen und informellen Bildungsprozessen.[1]

Persönlichkeitsentwicklung war schon immer ein Schlüsselthema der Bildung, da sie maßgeblich über die Lebenschancen und die gesellschaftliche Teilhabe eines Menschen entscheidet. Angesichts der digitalen Transformation, Prozessen der Globalisierung, der großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit sowie zunehmend vielfältigeren Gesellschaften durch weltweite Migration wird Persönlichkeitsbildung ein immer höherer Stellenwert eingeräumt.[1]

Kompetenzen für das 21. Jahrhundert

In einer digitalen, globalen Welt braucht es mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich durch Kreativität, die Fähigkeit zur Selbstbildung, Reflexionsfähigkeit und Urteilskraft auszeichnen und zur Kooperation und Kollaboration bereit sind. Sie müssen über die erforderlichen Kompetenzen für einen produktiven Umgang mit gesellschaftlicher Diversität verfügen.[1]

Diese Anforderungen machen deutlich, dass Persönlichkeitsentwicklung nicht nur eine individuelle Aufgabe ist, sondern auch gesellschaftliche Relevanz besitzt. Die Entwicklung von Persönlichkeitsmerkmalen wie Empathie, interkulturelle Kompetenz und ethisches Urteilsvermögen wird zu einer Schlüsselqualifikation für das Leben in einer komplexen, vernetzten Welt.

Praktische Ansätze zur gezielten Persönlichkeitsentwicklung

Selbstreflexion als Grundlage
Der erste Schritt jeder bewussten Persönlichkeitsentwicklung ist die Selbstreflexion. Hierbei geht es darum, die eigenen Stärken, Schwächen, Werte und Ziele zu erkennen und zu verstehen. Moderne diagnostische Verfahren der Persönlichkeitspsychologie können dabei unterstützen, ein differenziertes Selbstbild zu entwickeln.[11]

Zielsetzung und Planung
Basierend auf der Selbstreflexion können konkrete Entwicklungsziele formuliert werden. Diese sollten spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden (SMART-Kriterien) sein. Die Forschung zeigt, dass Menschen, die ihre Persönlichkeitsentwicklung bewusst planen und verfolgen, erfolgreicher sind als solche, die dem Zufall überlassen.[9]

Verhaltensänderung und Gewohnheitsbildung
Persönlichkeitsveränderungen manifestieren sich in neuen Verhaltensmustern. Die Wissenschaft der Gewohnheitsbildung bietet hier wertvolle Erkenntnisse: Durch bewusste Wiederholung neuer Verhaltensweisen können diese zu automatischen Mustern werden und langfristig die Persönlichkeitsstruktur beeinflussen.

Soziale Unterstützung
Die Bedeutung sozialer Beziehungen für die Persönlichkeitsentwicklung kann nicht überschätzt werden. Menschen entwickeln sich in sozialen Kontexten, und die Qualität der sozialen Beziehungen beeinflusst maßgeblich die Richtung und den Erfolg von Entwicklungsprozessen.[3]

Risiken und Grenzen der gezielten Persönlichkeitsentwicklung

Bei aller Begeisterung für die Möglichkeiten gezielter Persönlichkeitsentwicklung müssen auch die Risiken und Grenzen berücksichtigt werden. Das DFG-Netzwerk zur gezielten Persönlichkeitsentwicklung warnt vor potenziell schädlichen Interventionseffekten wie exzessiver Selbstoptimierung oder Konformitätsdruck.[9]

Authentizität versus Anpassung
Ein zentrales Spannungsfeld liegt zwischen der Entwicklung authentischer Persönlichkeitsmerkmale und dem Druck zur Anpassung an gesellschaftliche oder berufliche Erwartungen. Echte Persönlichkeitsentwicklung sollte immer auf Authentizität und Selbstakzeptanz basieren.

Grenzen der Veränderbarkeit
Die Forschung zeigt, dass den Veränderungen Grenzen gesetzt sind. Wie Eva Asselmann betont: „Wenn Sie ein introvertierter Mensch sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass Sie irgendwann zur total extravertierten Person werden“. Realistische Erwartungen sind entscheidend für erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung.[6]

Persönlichkeitsentwicklung und psychische Gesundheit

Die Verbindung zwischen Persönlichkeitsentwicklung und psychischer Gesundheit ist ein wichtiger Forschungsbereich. Die Entwicklungspsychopathologie geht davon aus, dass es zwischen „normalen“ und „pathologischen“ Entwicklungsverläufen nur eine fließende Grenze gibt. Persönlichkeitseigenschaften sind dabei ein möglicher moderierender Faktor, um zu erklären, warum die eine Person gut mit negativen Lebensereignissen fertig wird, während die andere Person aus dem Gleichgewicht gerät.[5]

Messung und Diagnostik der Persönlichkeitsentwicklung

Die psychologische Diagnostik stellt verschiedene wissenschaftlich fundierte Instrumente zur Verfügung, um Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen und Entwicklungsverläufe zu dokumentieren. Moderne diagnostische Verfahren berücksichtigen sowohl strukturelle als auch prozesshafte Aspekte der Persönlichkeit.[11]

Der Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Universität Witten/Herdecke beschäftigt sich intensiv mit Fragen der Akkuratheit und Illusionen in der Selbstwahrnehmung. Hierbei werden die Konsequenzen realistischer versus illusionär positiver Selbstwahrnehmung für Individuen und deren soziales Umfeld untersucht.[11]

Zukunftsperspektiven der Persönlichkeitsentwicklung

Die Forschung zur gezielten Persönlichkeitsentwicklung steht erst am Anfang. Zukünftige Entwicklungen werden voraussichtlich in verschiedene Richtungen gehen:

Personalisierte Interventionen
Mit fortschreitender Technologie und verbessertem Verständnis individueller Unterschiede werden maßgeschneiderte Interventionen zur Persönlichkeitsentwicklung möglich. Diese könnten auf genetischen, neurobiologischen und psychologischen Profilen basieren.

Digitale Unterstützung
Mobile Apps, VR-Technologien und KI-basierte Coaching-Systeme werden neue Möglichkeiten für kontinuierliche Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung bieten.

Integration verschiedener Disziplinen
Die Zukunft der Persönlichkeitsentwicklung liegt in der Integration von Erkenntnissen aus Psychologie, Neurowissenschaften, Soziologie, Philosophie und anderen Disziplinen.[9]

Ethische Überlegungen

Mit den wachsenden Möglichkeiten gezielter Persönlichkeitsentwicklung ergeben sich auch ethische Fragen: Wer definiert, welche Persönlichkeitsmerkmale „wünschenswert“ sind? Wie kann verhindert werden, dass gesellschaftlicher Druck zur Konformität führt? Diese Fragen werden in der aktuellen Forschung intensiv diskutiert.[9]

Praktische Umsetzung im Alltag

Reflexionsroutinen etablieren
Regelmäßige Selbstreflexion durch Tagebuchführung, Meditation oder Gespräche mit Vertrauenspersonen kann das Bewusstsein für eigene Entwicklungsprozesse schärfen.

Feedback einholen
360-Grad-Feedback von verschiedenen Personen aus dem persönlichen und beruflichen Umfeld kann blinde Flecken in der Selbstwahrnehmung aufdecken.

Neue Erfahrungen suchen
Bewusst neue Situationen und Herausforderungen aufzusuchen, kann die Persönlichkeitsentwicklung stimulieren und neue Facetten der eigenen Persönlichkeit zum Vorschein bringen.

Mentoring und Coaching
Professionelle Unterstützung durch Coaches oder Mentoren kann den Entwicklungsprozess beschleunigen und strukturieren.

Lebensmittel und Sport als Unterstützung

Interessant ist auch der Einfluss körperlicher Faktoren auf die Persönlichkeitsentwicklung. Eine aktuelle Studie zur Persönlichkeitsentwicklung durch Kampfsport an der Deutschen Sporthochschule Köln untersuchte den Einfluss von Kampfsport auf Persönlichkeitsmerkmale wie Aggression, Selbstwertgefühl und Empathie. Die Ergebnisse zeigen, dass körperliche Aktivitäten durchaus Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben können, auch wenn die Effekte komplex und individuell unterschiedlich sind.[12]

Fazit: Persönlichkeitsentwicklung als lebenslange Aufgabe

Die moderne Wissenschaft macht deutlich, dass Persönlichkeitsentwicklung ein lebenslanger Prozess ist, der sowohl von genetischen Faktoren als auch von bewussten Entscheidungen und Umwelteinflüssen geprägt wird. Die Erkenntnisse der aktuellen Forschung eröffnen faszinierende Möglichkeiten für gezielte Entwicklungsinterventionen, mahnen aber auch zur Vorsicht vor übertriebenen Erwartungen und möglichen negativen Auswirkungen.

Erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung basiert auf Selbstkenntnis, realistischen Zielen, kontinuierlicher Reflexion und der Bereitschaft zur Veränderung. Sie erfordert Geduld, da nachhaltige Persönlichkeitsveränderungen Zeit brauchen, und Authentizität, da nur die Entwicklung in Richtung der eigenen Werte und Potenziale zu dauerhaftem Erfolg und Zufriedenheit führt.

In einer sich schnell wandelnden Welt wird die Fähigkeit zur bewussten Persönlichkeitsentwicklung zu einer Schlüsselkompetenz. Sie ermöglicht es Menschen, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren, ihre Beziehungen zu verbessern, beruflich erfolgreich zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Gleichzeitig trägt sie zur Entwicklung einer Gesellschaft bei, die von mündigen, reflektierten und empathischen Bürgern geprägt ist.

Die Reise der Persönlichkeitsentwicklung ist individuell und einzigartig für jeden Menschen. Sie erfordert Mut zur Selbstauseinandersetzung, die Bereitschaft zur Veränderung und die Weisheit zu erkennen, was verändert werden kann und was akzeptiert werden muss. In diesem Spannungsfeld zwischen Wandel und Beständigkeit liegt die Kunst einer gelungenen Persönlichkeitsentwicklung, die zu einem authentischen und erfüllten Leben führt.

Quellen:

  1. https://www.netzwerk-stiftungen-bildung.de/wissenscenter/glossar/persoenlichkeitsentwicklung   
  2. https://www.psychology.hu-berlin.de/de/prof/per/index_html
  3. https://www.psy.uni-hamburg.de/arbeitsbereiche/paedagogische-psychologie-und-persoenlichkeitsentwicklung/forschung.html   
  4. https://www.lehrbuch-psychologie.springernature.com/persönlichkeitspsychologie-für-bachelor-5-aufl-2024 
  5. https://www.psychology.hu-berlin.de/de/prof/perdev/forschungentwper    
  6. https://www.srf.ch/wissen/mensch/studien-zeigen-wie-wir-unsere-persoenlichkeit-aendern-koennen-1        
  7. https://www.uni-bremen.de/studie-persoenlichkeit-haengt-mehr-von-genen-ab-als-angenommen  
  8. https://www.perpsy.uni-jena.de/84/persoenlichkeitsentwicklung-mittl-ea  
  9. https://www.health-and-medical-university.de/forschung-institute-labs/wissenschaftliche-netzwerke/gezielte-persoenlichkeitsentwicklung/      
  10. https://www.uni-mannheim.de/newsroom/presse/pressemitteilungen/2025/mai/beruf-praegt-persoenlichkeit-und-umgekehrt/  
  11. https://www.uni-wh.de/euer-campus/fakultaet-fuer-gesundheit/department-fuer-psychologie-und-psychotherapie/lehrstuhl-fuer-persoenlichkeitspsychologie-und-diagnostik  
  12. https://www.dshs-koeln.de/fileadmin/redaktion/Aktuelles/Publikationen_und_Berichte/Publikationen/Zeitschrift_Studium_und_Lehre_in_der_Sportwissenschaft/Ausgabe_2_2023/ZSLS_1_2024_final_einzelseiten_064.pdf

Dieser Artikel erschien zuerst in geänderter Form auf meinem anderen Blog „Coaching mit Pferden Harz“ unter www.coaching-mit-pferden-harz.de/persoenlichkeitsentwicklung.

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