Agilität ist aktuell in aller Munde – und das zu Recht. Doch was bedeutet „agil“ wirklich? Wie können Teams, Führungskräfte und Privatpersonen von einem agilen Mindset profitieren und welche konkreten Methoden helfen im Alltag, dynamisch und flexibel zu agieren? Dieser Beitrag beleuchtet praxisnah und wissenschaftlich fundiert den Wandel von statischer Planung hin zu lebendiger Anpassungsfähigkeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ursprung und Bedeutung von Agilität
 - 2 Agile Werte und Prinzipien
 - 3 Übung: Eigene agile Werte sichtbar machen
 - 4 Kennzeichen agiler Projekte
 - 5 Beispiel: Agilität im Führungskontext
 - 6 Übung: Agile Projektplanung
 - 7 Agilität als Führungs- und Coaching-Ansatz
 - 8 Übung: Feedbackkultur etablieren
 - 9 Fallbeispiel 1: Privatperson im Job
 - 10 Fallbeispiel 2: Führungskraft
 - 11 Fallbeispiel 3: Coach
 - 12 Integration agiler Methoden und Übungen
 - 13 Übung: Agiles Stand-up Meeting simulieren
 - 14 Übung: Review und Retrospektive
 - 15 Wissenschaftlicher Ausblick und Literatur
 
Agil bedeutet ursprünglich flink, beweglich, anpassungsfähig. Im Unternehmenskontext wird Agilität oft synonym mit schneller Reaktion auf sich verändernde Bedingungen verwendet. „Unternehmen sollen eher Schnellboote als Dampfer sein“, formulierte Svenja Hofert treffend in ihrem Standardwerk „Agiler führen“. Doch Agilität ist mehr – eine umfassende Führungsphilosophie, ein Organisationsprinzip und eine persönliche Haltung.
Ursprung und Bedeutung von Agilität
Die Wurzeln agiler Arbeitsweisen liegen im Projektmanagement, insbesondere bei der Softwareentwicklung. Klassische Planung folgt linearen Mustern mit festen Zielen, Terminen und Kosten – oft mit dem Effekt, dass Projekte wie der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie Zeitpläne und Budgets massiv überschreiten. Agile Ansätze legen stattdessen Termine und Kosten fest, während Ziele variabel und anpassbar bleiben.
Mit dem „Agilen Manifest“ (2001) definierten 17 ExpertInnen, darunter Kent Beck, die Schlüsselwerte moderner agiler Arbeitsweise:
- Individuen und Interaktionen statt Prozesse und Werkzeuge
 - Funktionierende Ergebnisse statt umfassende Dokumentation
 - Kundenzusammenarbeit statt Vertragsverhandlung
 - Reagieren auf Veränderung statt das Befolgen eines festen Plans
 
Wichtig: Agil schließt feste Regeln und Prozesse nicht aus. Es ergänzt diese um Offenheit, Feedback und iterative Verbesserungen – ein laufender Lernprozess.
Agile Werte und Prinzipien
Agiles Arbeiten ruht auf Prinzipien wie Selbstverpflichtung, Feedback, Fokus, Kommunikation, Mut, Respekt, Einfachheit und Offenheit [Hofert, 2018, S. 11].
Diese Werte sind wandelbar und verankert in individuellen Motiven und Bedürfnissen. Sie legen das Fundament für zentrale Prinzipien – etwa, dass Teams experimentieren, offen kommunizieren („Sagen statt Fragen“), und Fehler als Entwicklungsressourcen nutzen.
Übung: Eigene agile Werte sichtbar machen
Listen Sie acht agile Werte auf. Was bedeutet „Respekt“ oder „Mut“ für Sie persönlich? Schreiben Sie Beispiele aus Ihrer Berufs- oder Coachingpraxis dazu. Diskutieren Sie diese Werte in Ihrem Team.
Kennzeichen agiler Projekte
Agile Projekte sind in Iterationen organisiert – kurze, fest definierte Durchläufe von 2–4 Wochen. Jede Iteration besteht aus Kickoff, Umsetzung und Evaluation. Teams priorisieren Arbeitseinheiten, bewerten Aufwand und Geschwindigkeit („Velocity“), und überprüfen am Ende gemeinsam mit dem Kunden jedes Ergebnis.
Der Vorteil ist die Transparenz: Jeder sieht jederzeit den Projektstand, Status und Fortschritt im Backlog. Probleme werden früh erkannt und können leichter gelöst werden. Stand-ups, kurze tägliche Meetings, sichern den persönlichen Kontakt und die Aktualität.
Beispiel: Agilität im Führungskontext
Stellen Sie sich vor, eine Abteilung entwickelt ein neues Produkt in mehreren Sprints. Im Kickoff werden Ziele flexibel gewählt, im Alltag rücken neue Marktanforderungen in den Mittepunkt. Die Evaluation am Ende jeder Iteration führt zu ständiger Verbesserung und motiviert das Team, das eigene Lernen und Wachstum als Teil der Arbeit zu sehen [Hofert, 2018].
Übung: Agile Projektplanung
Nutzen Sie ein Kanban-Board (analog oder digital), um Ihre Aufgaben sichtbar und flexibel zu priorisieren. Teilen Sie Ihr Vorhaben in kleine, überschaubare Arbeitseinheiten und bewerten Sie gemeinsam im Team deren Bedeutung und Aufwand.
Agilität als Führungs- und Coaching-Ansatz
Viele Führungskräfte verbinden Agilität mit Methoden wie Scrum, Kanban, Design Thinking oder Lean. Doch das agile Mindset geht darüber hinaus. Es ist geprägt durch:
- Vertrauen und Offenheit
 - Mut, neue Wege und Experimente zu wagen
 - Fehlerfreundlichkeit (Fehler als Lernchance)
 - Feedback und kontinuierliche Entwicklung
Studien zeigen, dass Unternehmen, die auf diese Prinzipien setzen, schneller auf Marktveränderungen reagieren und Mitarbeitende stärker einbinden [Fröhlich, 2020][Springer]. 
Übung: Feedbackkultur etablieren
Probieren Sie im Team das Format „Blitzlicht“: Jede*r gibt am Ende der Woche ehrlich Feedback zu Prozessen, Zusammenarbeit oder Führung. Die Ergebnisse werden offen geteilt und für Verbesserungen genutzt.
Fallbeispiel 1: Privatperson im Job
Anna, 32, Berufseinsteigerin und Quereinsteigerin, erlebt ein Change-Projekt in ihrem neuen Unternehmen. Sie lernt, dass keine perfekte Wissenbasis notwendig ist – mit Kurzmeetings, offenem Austausch und der Erlaubnis zu Experimenten wächst sie innert Wochen ins Team hinein und bringt im agilen Umfeld eigene Ideen ein.
Fallbeispiel 2: Führungskraft
Marcus, 48, Bereichsleiter Vertrieb, erfährt durch agile Führung ein echtes Kultur-Upgrade: Statt strengen Vorgaben schafft er einen Raum für Experimente und fördert die Selbstorganisation seines Teams. Das Ergebnis: Raschere Problemlösung, höhere Mitarbeitermotivation und messbare Innovationssteigerung.
Fallbeispiel 3: Coach
Sabine, 54, systemischer Coach, begleitet Teams in einer Transformationsphase. Sie arbeitet mit Methoden wie pferdegestütztem Coaching und fokussiert auf agile Werte – Mut, Feedback und einfache, schrittweise Zielentwicklung. Die Teams lernen, Verantwortung zu teilen und Konflikte konstruktiv zu klären.
Integration agiler Methoden und Übungen
Agilität ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeugkasten, den jede Organisation individuell anpassen kann. In Workshops und Coachingformaten – etwa im Seminar „Zukunftskompetenzen“ oder pferdegestützten Team-Trainings – ist Agilität ein zentrales Element.
Übung: Agiles Stand-up Meeting simulieren
Starten Sie für Ihr Team einen täglichen Stand-up: Jede*r berichtet drei Minuten zu Aufgaben, Prioritäten und Herausforderungen. Reflexion: Wie verändert diese Routine Kommunikation und Zusammenarbeit?
Übung: Review und Retrospektive
Planen Sie nach jedem Projektabschnitt eine gemeinsame Rückschau: Was lief gut, was nicht? Was lernen wir daraus? Sammeln Sie konkrete Verbesserungsmaßnahmen und setzen Sie diese iterativ um.
Wissenschaftlicher Ausblick und Literatur
Agile Methoden führen nicht automatisch zum Erfolg, doch zahlreiche Studien aus Managementforschung und Organisationspsychologie belegen enorme Potenziale bei richtiger Umsetzung. Hofert (2018), Fröhlich (2020, Springer), sowie internationale Untersuchungen (z.B. Rigby et al., Harvard Business Review, 2016) empfehlen, agile Prinzipien laufend an individuelle Anforderungen anzupassen. Agile Organisationen zeigen nachweislich mehr Innovationsfähigkeit und eine höhere Lern- und Anpassungsbereitschaft [Fröhlich, 2020][Springer][Hofert, 2018].
Quellen:
- Hofert, S. (2018): Agiler führen. Einfach Maßnahmen für bessere Teamarbeit, mehr Leistung und höhere Kreativität. 2. Auflage, Springer Gabler Verlag.
 - Fröhlich, A. (2020): Agilität wirksam umsetzen – Ein Praxisleitfaden. Springer Verlag.
 - Rigby, D., Sutherland, J. & Takeuchi, H. (2016): Embracing Agile. Harvard Business Review, May 2016.
 - Weitere Hinweise und reale Praxisbeispiele im Coaching-, Seminar- und Workshopangebot von Antje Liebe.
 
Dieser Artikel erschien zuerst in geänderter Form auf meinem anderen Blog „Coaching mit Pferden Harz“ unter www.coaching-mit-pferden-harz.de/was-ist-agil.
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